Neuen Biomarkern auf der Spur

Neurologe Dr. Marc Pawlitzki erhält Felix-Jerusalem-Preis der DGM

Eine Pressemitteilung der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Düsseldorf

Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine schwere und rasch fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Untergang von Motoneuronen im Gehirn und Rückenmark gekennzeichnet ist. Bisher gelingt es nicht den Krankheitsverlauf effektiv zu stoppen, sodass die Prognose der Erkrankung meist infaust ist. Obwohl die ALS in erster Linie als primär neurodegenerative Erkrankung des Zentralen Nervensystems beschrieben wird, sprechen neuere Erkenntnisse dafür, dass auch Entzündungsmechanismen das Fortschreiten und das Ausmaß der Erkrankung maßgeblich beeinflussen.

Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universitätskliniken Münster, Magdeburg und Aachen gelang es Dr. Marc Pawlitzki durch tiefgreifende Analysen von spezifischen Immunzellprofilen im Blut und Nervenwasser von ALS Patienten neue Erkenntnisse über die Pathophysiologie der Krankheit abzubilden und dabei auch potentiell neue Biomarker zu identifizieren. Für diese Arbeit und sein bisheriges Engagement auf dem Gebiet wurde der Mediziner nun mit dem Felix-Jerusalem-Preis der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) ausgezeichnet. Der Award ist mit 5000 Euro dotiert.

In der multizentrischen Studie konnten die Wissenschaftler ein vermehrtes Auftreten von aktivierten Entzündungszellen des erworbenen Immunsystems, sogenannten T-Zellen, sowohl im Blut als auch im Nervenwasser von ALS Patienten nachweisen. Dabei war das Ausmaß der Aktivierung der T-Zellen deutlich ausgeprägter im Vergleich zu anderen untersuchten Patientengruppen mit neurodegenerativen Erkrankungen. Darüber hinaus konnten wesentliche Veränderungen des angeborenen Immunsystems beobachtet werden. Die sogenannten Natürlichen Killerzellen (NK) dienen normalerweise der Abwehr von Viren und Bakterien. Jedoch deuten eine Vielzahl von Arbeiten daraufhin, dass diese Zellen auch regulatorische Einflüsse auf u.a. T-Zellen haben. Die Forscher konnten nun nachweisen, dass ein geringes Vorkommen dieser regulatorischen NK Zellen im Nervenwasser der ALS Patienten mit einem rascheren Krankheitsprozess verknüpft ist. Das Zusammenspiel zwischen immunologischen Prozessen und dem Untergang von Nervengewebe stellt somit auch bei der ALS Erkrankung einen potentiellen Therapieansatz dar, der in weiteren Studien untersucht werden muss.

Der Felix-Jerusalem-Preis der DGM dient der Förderung junger Forscher mit besonderen Verdiensten bei der Untersuchung von Krankheitsmechanismen oder therapeutischen Ansätzen auf dem Gebiet der neuromuskulären Erkrankungen.  

Quelle:

Rolfes L, Schulte-Mecklenbeck A, Schreiber S, Vielhaber S, Herty M, Marten A, Pfeuffer S, Ruck T, Wiendl H, Gross CC, Meuth SG, Boentert M, Pawlitzki M. Amyotrophic lateral sclerosis patients show increased peripheral and intrathecal T cell activation. Brain Communications 2021