In Zusammenarbeit mit M. Pawlitzki
Die Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) ist eine seltene, aber ernstzunehmende autoimmune Erkrankung, die die peripheren Nerven betrifft. Diese Krankheit führt zu Entzündungen und Schäden an der Myelinschicht, welche die Nerven umgibt, was zu Symptomen wie Schwäche, Taubheit und motorischen Schwierigkeiten führen kann. CIDP kann in jedem Alter auftreten und schreitet ohne Behandlung in der Regel fort, weshalb eine frühzeitige Diagnose und Therapie entscheidend für den Erhalt der Lebensqualität der Betroffenen sind.
Da es bislang keine etablierten Biomarker oder Risikofaktoren für die Entwicklung einer CIDP gibt, war es das Ziel dieser Studie, mögliche klinische Faktoren zu identifizieren, die den Krankheitsverlauf und die Effektität einer Immuntherapie beeinflussen können.
In einer multizentrischen, retrospektiven Studie wurden 197 CIDP-Patienten untersucht, die zwischen 2018 und 2022 an den Universitätskliniken in Düsseldorf, Berlin, Köln, Essen, Magdeburg und München behandelt wurden. Mithilfe der jeweiligen Krankenhausinformationssysteme wurden Basisdaten zu klinischen Untersuchungsbefunden, Labordaten, Antikörperstatus, Nervenleitungsmessungen, Bildgebung und Biopsiebefunden gesammelt. Zusätzlich wurden die Behandlungsergebnisse anhand der Standard of Care (SOC)-Definition analysiert und ein Vergleich zwischen frühem (innerhalb der ersten 12 Monate nach Symptombeginn) und spätem (mehr als 12 Monate nach Symptombeginn) Therapiebeginn durchgeführt.
Die Mehrheit der Patienten erhielt als erste Therapie intravenöse Immunglobuline (56%) oder Prednisolon (39%). Es zeigte sich, dass Patienten, die ihre Behandlung später begannen, einen schlechteren Krankheitsverlauf aufwiesen, was sich in einer signifikanten Verschlechterung ihres INCAT-Beinbehinderungsscores widerspiegelte. Interessanterweise waren Fatigue als Symptom und Alkoholkonsum mit einem SOC-refraktären Status verbunden.
Es konnten jedoch keine spezifischen klinischen Faktoren oder Biomarker identifiziert werden, die einen ungünstigen Therapieausgang vorhersagen. Die Ergebnisse verdeutlichen jedoch, dass regelmäßiges Monitoring und eine frühzeitige Anpassung der Therapie bei unzureichender Behandlung in der klinischen Praxis entscheidend sind. Andernfalls könnte eine langsame klinische Verschlechterung während des Krankheitsverlaufs unbemerkt bleiben.