Abatacept führt zur langfristigen Wiederherstellung der B-Zell-Nische bei einer Patientin mit CTLA-4-Haploinsuffizienz

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki

Die CTLA-4-Haploinsuffizienz ist eine seltene genetische Erkrankung, die durch eine Fehlfunktion regulatorischer T-Zellen gekennzeichnet ist und zu Autoimmunerkrankungen sowie Immunzytopenien führen kann. Die Behandlung mit Abatacept, einem CTLA-4-Fusionsprotein, hat bereits positive Effekte bei Autoimmunerkrankungen gezeigt. Doch die langfristigen Auswirkungen auf die Funktion des Knochenmarks und das Immunsystem sind noch nicht vollständig erforscht.

Der Fall einer 39-jährigen Patientin mit schwerer Autoimmunerkrankung

Die vorgestellte Patientin entwickelte bereits im Alter von 14 Jahren eine entzündliche ZNS-Erkrankung mit wiederkehrenden Schüben. Neben multiplen Autoimmunmanifestationen litt sie unter anhaltender Lymphopenie, Thrombozytopenie und Hypogammaglobulinämie. Trotz zahlreicher immunsuppressiver Therapien, darunter Rituximab, Cyclophosphamid und Kortikosteroide, kam es zu keiner nachhaltigen Verbesserung ihres Zustands.

Im Jahr 2017 wurde schließlich eine genetische Untersuchung durchgeführt, die eine heterozygote Mutation im CTLA-4-Gen identifizierte. Aufgrund der schweren Krankheitsverläufe begann die Patientin mit einer Abatacept-Therapie.

Ergebnisse der Behandlung

Bereits nach kurzer Zeit zeigte sich eine deutliche klinische Besserung. Die Patientin erholte sich von ihrer Immunzytopenie und Hypogammaglobulinämie. Die Substitution mit Immunglobulinen konnte beendet werden, und auch ihre Thrombozytopenie löste sich auf.

Durch Einzelzell-RNA-Sequenzierung (scRNA-seq) konnte nachgewiesen werden, dass sich das periphere B-Zell-Repertoire wieder aufbaute. Gleichzeitig wurde eine Reduktion der CD8+-T-Zellen beobachtet. Weitere Analysen zeigten eine Downregulation von Signalwegen, die an der Aktivierung des angeborenen Immunsystems beteiligt sind.

Bedeutung für die klinische Praxis

Dieser Fallbericht zeigt, dass Abatacept nicht nur Autoimmunreaktionen lindert, sondern auch eine langfristige Wiederherstellung der Immunzellbalance ermöglichen kann. Besonders bemerkenswert ist die Normalisierung der Lymphozytenzahl und die Repopulation der B-Zell-Nische, was bisher vor allem mit einer Stammzelltransplantation erreicht wurde.

Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse sollte Abatacept als Behandlungsoption in schweren Verlaufsformen der CTLA-4-Haploinsuffizienz erwogen werden, insbesondere bevor eine Stammzelltransplantation in Betracht gezogen wird. Dieser Fall zeigt, dass eine gezielte immunmodulatorische Therapie zu einer anhaltenden Remission führen kann und neue Perspektiven für die Behandlung dieser seltenen Erkrankung eröffnet.

Quelle: Pfeuffer S, Nelke C, Pawlitzki M, et al. Abatacept Induces Long-Term Reconstitution of the B-Cell Niche in a Patient With CTLA-4 Haploinsufficiency: A Case Report. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm. 2025;12(2):e200351. doi:10.1212/NXI.0000000000200351