In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki
Die Differenzierung zwischen autoimmuner Enzephalitis (AIE) und virusassoziierter Meningoenzephalitis (VME) stellt eine große Herausforderung in der klinischen Neurologie dar. Beide Erkrankungen können mit ähnlichen Symptomen einhergehen, wie Bewusstseinsstörungen, Krampfanfällen und kognitiven Defiziten, jedoch erfordert ihre Behandlung völlig unterschiedliche Ansätze.
Neue diagnostische Ansätze zur Unterscheidung von AIE und VME
Eine aktuelle Studie untersuchte systemische und intrathekale Immunzellprofile von 97 AIE-Patienten, 47 Patienten mit VME sowie 109 Kontrollpatienten mit somatoformen Störungen (SD). Mittels multidimensionaler Durchflusszytometrie (mFC) wurden Immunzellen in Blut und Liquor analysiert, um charakteristische Muster der adaptiven und angeborenen Immunantwort zu identifizieren.
Ergebnisse: Adaptives Immunsystem ähnlich, Unterschiede in der angeborenen Immunität
Die Analyse zeigte, dass sowohl AIE als auch VME durch eine verstärkte B- und T-Zell-Antwort gekennzeichnet sind, während sich die Erkrankungen in der angeborenen Immunantwort deutlich unterscheiden:
- AIE-Patienten zeigten vermehrt adaptive Immunreaktionen mit einer hohen Zahl an B- und T-Zellen, jedoch eine reduzierte Aktivierung von NK-Zellen.
- VME-Patienten wiesen eine verstärkte NK-Zell-Aktivität auf, insbesondere eine Zunahme der zytotoxischen CD56dim NK-Zellen, die für die antivirale Immunantwort entscheidend sind.
Klinische Bedeutung: mFC als neues Diagnosetool?
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass mFC ein wertvolles diagnostisches Instrument sein könnte, um AIE und VME zu unterscheiden. Besonders bei Antikörper-negativer AIE, die schwer zu diagnostizieren ist, könnte dieser Ansatz helfen, frühzeitig zwischen autoimmunen und infektiösen Ursachen zu differenzieren und somit eine schnellere Therapieeinleitung ermöglichen.
Fazit: Während sich AIE und VME in ihrer adaptiven Immunantwort ähneln, zeigen sie markante Unterschiede in der angeborenen Immunabwehr. Die Integration von mFC in die klinische Routine könnte eine genauere Diagnose ermöglichen und den Weg für personalisierte Therapien ebnen.