Die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf Krebstote durch verzögerte Diagnosestellung in England
Die COVID-19 Pandemie hat den Tod zahlreicher Menschen zur Folge. Grund hierfür sind nicht nur die direkten Folgen einer Infektion mit SARS-CoV-2, sondern auch die Auswirkungen struktureller, politischer Maßnahmen wie dem Lockdown. Dies zeigt die Studie von Dr. Camille Maringe und ihrem Team, welche die Auswirkungen des Lockdowns, assoziiert mit der COVID-19 Pandemie, auf die Versorgungssituation in Großbritannien untersuchte.
Primärer Readout der populationsbasierten Modellstudie waren Todesfälle bei Krebserkrankten. Es wurden die Daten des Krebsregisters und der Krankenhausadministration von Patienten zwischen dem 15. und 84. Lebensjahr, welche an Brustkrebs, kolorektalem Krebs und Ösophaguskarzinom litten, verwendet. Hierbei wurde verschiedene Zeitabschnitte zwischen 2010 und 2020 gewählt.
Insgesamt gingen Datensätze von über 32.000 Patienten mit Brustkrebs, fast 25.000 Patienten mit kolorektalem Karzinom und über 6.700 Patienten mit Ösophaguskrebs sowie fast 30.000 Patienten mit Lungenkrebs in die Analyse ein.
Die Ergebnisse zeigen einen substanziellen Anstieg der Anzahl an Krebstoten in England während der COVID-19 Pandemie. Dr. Maringe und Kollegen schließen hieraus, dass es dringender, politischer Interventionen bedarf, um neben der Fokussierung auf die COVID-19 Erkrankten auch die allgemeine medizinische Versorgung und Routinediagnostik aufrechtzuerhalten, um schwere, schlimmstenfalls tödliche Folgen einer eingeschränkten Versorgung zu verhindern.
Maringe C, Spicer J, Morris M, Purushotham A, Nolte E, Sullivan R, Rachet B, Aggarwal A. Lancet Oncol. 2020 Aug;21(8):1023-1034. doi: 10.1016/S1470-2045(20)30388-0. Epub 2020 Jul 20.PMID: 32702310