Sensoren und Digitale Gesundheitstechnologien in Neurologischen Studien

In Zusammenarbeit mit Lars Masanneck

In der kürzlich in Nature Partner Journal Digital Medicine veröffentlichten Studie „Evidence from ClinicalTrials.gov on the growth of Digital Health Technologies in neurology trials“ untersuchten wir gemeinsam mit PartnerInnen die Verwendung von Sensortechnologien in klinischen neurologischen Studien verschiedener Indikationen.

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The impact of disease-modifying therapies in multiple sclerosis and comorbid autoimmune disorders

In Zusammenarbeit mit Thomas Skripuletz (Medizinische Hochschule Hannover)

Mittlerweile sind durch die Europäische Arzneimittel Agentur (EMA) und die Amerikanische Food and Drug Administration (FDA) über 10 Medikamente zur Behandlung einer Multiplen Sklerose (MS) zugelassen. Durch diese große Anzahl zugelassener, wirksamer Medikamente ist eine individualisierte Therapiere möglich. Hierbei gilt es, verschiedene Einflussfaktoren zu berücksichtigen, so auch mögliche komorbide Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise entzündliche Darmerkrankungen, welche vor dem Hintergrund einer MS gehäuft auftreten können.

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Driving time-based identification of gaps in specialised care coverage: An example of neuroinflammatory diseases in Germany

In Zusammenarbeit mit Lars Masanneck

Ziel der Studie war es, die regionale Versorgungslücken für neuroinflammatorische Erkrankungen in Deutschland mit Hilfe einer neuen Technik zu bewerten. Zu diesem Zweck berechneten die Autoren mithilfe Open-Source Software sogenannte Isochronen, um die Zeit zu bestimmen, die benötigt wird, um spezialisierte Zentren für neuroinflammatorische Erkrankungen mit dem Auto unter normalen Verkehrsbedingungen zu erreichen. Für die Studie wurde eine Populationsnäherungsmethode auf Basis des GHS-POP19 Datensatzes durchgeführt und die Ergebnisse mit Daten des Statistischen Bundesamtes verglichen.

Die Ergebnisse zeigten, dass mehr als 80 % der deutschen Bevölkerung eines der spezialisierten Zentren innerhalb von 120 Minuten mit dem Auto erreichen können, aber es gab erhebliche Unterschiede zwischen der Abdeckung der verschiedenen krankheitsspezifischen Netzwerke. Während die Versorgung für Multiple Sklerose vergleichsweise flächendeckend ist und mehr als 96% der Bevölkerung innerhalb von 60 Minuten ein Zentrum erreichen können, ist dies bei anderen Krankheitsnetzwerken oft nicht der Fall. Die Studie ergab, dass regional im Nordosten Deutschlands die Versorgung für alle analysierten neuroinflammatorischen Krankheiten unzureichend ist, und dass in ländlichen Gebieten allgemein ähnlich schlechtere Ergebnisse zu verzeichnen sind.

Die Studie kam zu dem Schluss, dass die z.T. beobachteten langen Fahrtzeiten zu medizinischen Einrichtungen mit schlechteren Gesundheitsergebnissen verbunden sein könnten und dass die in der Studie verwendete Methode nützlich sein könnte, um regionale Unterschiede in der Gesundheitsversorgung zu ermitteln. Die Studie legt nahe, dass spezialisierte Krankheits- und Pflegenetze ihre Reichweite durch die Einbeziehung von Digitalen Gesundheitstechnologien in Kombination mit telemedizinischen Ansätzen erweitern könnten, um die Belastung von Patienten, Angehörigen, ärztlichem Personal sowie Pflegepersonal zu verringern und den Zugang zur Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen zu verbessern. Die Studie schlägt weiterhin vor, dass künftige Studien die reale Zugänglichkeit von Gesundheitseinrichtungen für verschiedene Krankheiten mit der gleichen Methode untersuchen könnten.
Quelle: Masanneck, L., Räuber, S., Schroeter, C. B., Lehnerer, S., Ziemssen, T., Ruck, T., Meuth, S. G., & Pawlitzki, M. (2023). Driving time-based identification of gaps in specialised care coverage: An example of neuroinflammatory diseases in Germany. Digital health, 9, 20552076231152989. https://doi.org/10.1177/20552076231152989

aMStart – Kostenlose, unabhängige und digitale 1:1 Gespräche für junge Erwachsene mit MS

In Zusammenarbeit mit Jasmin Mir

Fast jeder fünfte junge Erwachsene zwischen 18 und 39 Jahren lebt in Deutschland mit einer chronischen Erkrankung. Dabei ist Multiple Sklerose (MS) die häufigste neurologische
Erkrankung unter jungen Erwachsenen. Tatsächlich werden in Deutschland jährlich über
17.000 Menschen neu mit MS diagnostiziert – zwei Drittel davon im jungen Erwachsenenalter zwischen 20 und 40 Jahren. Gerade zu diesem Zeitpunkt der Diagnose sind Fragen, Sorgen und Ängste sehr präsent: “Was bedeutet die Diagnose für mein Leben?”, “Was ist MS überhaupt?”, “Wer versteht mich jetzt?”. Trotz dieser hohen Prävalenz unter jungen Erwachsenen werden klassische Selbsthilfeangebote von der jungen Bevölkerungsschicht kaum wahrgenommen. Die Mitglieder in Selbsthilfeverbänden werden stetig älter, ohne neue, junge Mitglieder zu gewinnen. Es fehlen zielgruppengerechte Formate für den kritischen Moment der Diagnose, die sich an die Bedarfe von jungen Erwachsenen wenden, um die immense Nachfrage zu bedienen.

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Vaccine-based clinical protection against SARS-CoV-2 infection and the humoral immune response: A 1-year follow-up study of patients with multiple sclerosis receiving ocrelizumab

In Zusammenarbeit mit Saskia Räuber

In einer im Februar 2022 im Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry publizierten Arbeit hatten wir gezeigt, dass mit Ocrelizumab behandelte Multiple Sklerose Patient*innen nach 2 SARS-CoV-2-Impfungen eine abgeschwächte humorale Immunantwort bei erhaltener T-zellulärer Immunantwort aufweisen.

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Early Reduction of MRI Activity During 6 Months of Treatment With Cladribine Tablets for Highly Active Relapsing Multiple Sclerosis – ein Kommentar

Sven Meuth

Wichtige klinische Merkmale einer anti-inflammatorischen krankheitsmodifizierenden Therapie (DMT) der Multiplen Sklerose ist eine hohe und anhaltende Effektivität, sowie ein schneller Wirkungseintritt. Besonders innerhalb der hochaktiven Substanzen ist dies wichtig für eine rasche Krankheitskontrolle sowohl bei Therapiestart als auch bei einem Therapiewechsel. Zur Beurteilung und Dokumentation beider Parameter ist die Magnetresonanztomographie (MRT) ein sehr geeignetes Instrument. Durch seine hohe Sensitivität kann die MRT des Gehirns sogar klinisch unbemerkte (subklinische) inflammatorische Krankheitsaktivität mit dem Nachweis Gadolinium-aufnehmender und/oder aktiver (neue oder sich vergrößernde) T2 Läsionen erfassen.

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Neuron-oligodendrocyte potassium shuttling at nodes of Ranvier protects against inflammatory demyelination

In collaboration with Luca Fazio

Multiple Sclerosis (MS) is a chronic, demyelinating, autoimmune disease of the central nervous system, affecting approximately 2.8 million people worldwide. Profound alterations in neuron-glia signaling and neuroaxonal damage are pathological hallmarks of progressive MS and have been associated with an impaired functional integrity of neuronal circuitry. Notably, disappearance of myelin sheaths and damage to the node of Ranvier (NoR) driven by inflammatory demyelination can result in neuronal hyperexcitability, thereby suggesting an altered expression and distribution of specific ion channels at and around NoR. Given the limitations of the current immune-modulatory therapies and the lack of highly efficacious treatments in preventing neuroaxonal exhaustion, an urgent need to establish alternative approaches emerged. In the last decade, significant improvements in the characterization of ion channel function in MS pawed the way to ion channel modulators as new targeted treatments. However, the underlying mechanisms leading to the emergence of chronic hyperexcitability still need to be fully elucidated.  

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Cerebrospinal fluid proteomics indicates immune dysregulation and neuronal dysfunction in antibody associated autoimmune encephalitis

In Zusammenarbeit mit Saskia Räuber

Autoimmunenzephalitiden (AE) sind immunvermittelte Erkrankungen des zentralen Nervensystems, welche zu persistierenden neurologischen Defiziten wie z.B. epileptischen Anfällen und kognitiven Defiziten führen können. Dabei sind die genauen, insb. die Subtyp-spezifischen, pathophysiologischen Mechanismen bislang unzureichend verstanden. In einer aktuellen Arbeit haben wir daher das Liquor-Proteinprofil von Patient*innen mit AE im Vergleich zu Kontrollpatient*innen analysiert. Im Detail wurden AE-Patient*innen mit Autoantikörpern gegen den N-Methyl-d-Aspartat-Rezeptor (NMDAR, n = 9), Leucin-reiches Gliom-inaktiviertes Protein 1 (LGI1, n = 9) oder Glutamat-Decarboxylase 65 (GAD65, n = 8) im Vergleich zu 9 Patient*innen mit schubförmig remittierender Multipler Sklerose als entzündliche Kontrollen und 10 Patienten mit somatischen Symptomen als nicht-entzündliche Kontrollen analysiert. Wir fanden dabei eine Dysregulation des Komplementsystems sowie pro- und anti-entzündlicher Immunmechanismen bei allen AE Betroffen im Vergleich zu der nicht-entzündlichen Kontrollgruppe. Zudem zeigten sich verschiedene Proteine, welche an der synaptischen Übertragung und der Konnektivität des Gehirns sowie der Neurodegeneration beteiligt sind in unterschiedlichem Ausmaß bei allen AE-Subtypen dysreguliert im Vergleich zu den Kontrollen. Darüber hinaus konnten erhöhte Spiegel verschiedener Proteasen und eine Verringerung von Proteaseinhibitoren festgestellt werden. Insgesamt wiesen die verschiedenen AE-Subtypen im Vergleich zueinander und zu Kontrollen unterschiedliche Liquor-Proteinprofile auf, welche künftig eine Identifizierung von krankheitsspezifischen Biomarkern ermöglichen könnten.  Mehr Infos unter: Räuber et al., Cerebrospinal fluid proteomics indicates immune dysregulation and neuronal dysfunction in antibody associated autoimmune encephalitis, Journal of Autoimmunity