Disease-modifying strategies: Targeting protein kinases in multiple sclerosis and other autoimmune disorders

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki

Die Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Jüngst hat die US-amerikanische FDA Ublituximab, einen neuartigen anti-CD20 monoklonalen Antikörper, für die Behandlung von MS zugelassen. Parallel dazu empfiehlt auch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) dessen Zulassung. Damit stehen nun über 15 krankheitsmodifizierende Therapien (Disease-Modifying Therapies, DMTs) zur Verfügung, die entweder bewährte Wirkmechanismen optimieren oder völlig neue Ansätze verfolgen.

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Neuroprotektion bei ischämischem Schlaganfall: Die Rolle von LFA-1 in der Mikroglia-vermittelten Zellkommunikation

In Zusammenarbeit mit Robin Jansen und Jens Neumann

Die Suche nach wirksamen neuroprotektiven Ansätzen für den ischämischen Schlaganfall, eine der häufigsten Todesursachen weltweit, hat in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Herausforderungen offengelegt. Unser kürzlich veröffentlichter Artikel beleuchtet die Rolle des Integrins LFA-1 (lymphocyte function-associated antigen-1) in der Mikroglia-vermittelten Neuroprotektion unter Bedingungen von Sauerstoff-Glukose-Entzug (OGD). Die Ergebnisse dieser Studie, basierend auf organotypischen Hippocampal-Schnittkulturen, zeigen, wie essenziell die Kommunikation zwischen Mikroglia und Neuronen für das Überleben neuronaler Zellen ist.

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Ocrelizumab vs. Ofatumumab bei Multipler Sklerose

In Zusammenarbeit mit M. Pawlitzki

Die Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) hat sich durch den Einsatz von CD20-Antikörpern wie Ocrelizumab (OCR) und Ofatumumab (OFA) erheblich weiterentwickelt. Diese Therapien ermöglichen eine gezielte B-Zell-Depletion, was eine effektive und gut verträgliche Behandlung aktiver schubförmiger MS (RMS) darstellt. In einer aktuellen deutschen Multizenterstudie untersuchten wir die Unterschiede in den Behandlungsergebnissen dieser beiden Substanzen.

Historischer Hintergrund und Therapieoptionen

Die CD20-Antikörper-Therapie begann mit Rituximab (RTX), das trotz positiver Ergebnisse nie für RMS zugelassen wurde. OCR wurde 2017 als erste Therapie offiziell zugelassen, gefolgt von OFA im Jahr 2021. Beide Medikamente zielen auf die Depletion von B-Zellen ab, unterscheiden sich jedoch in ihrer Verabreichung: OCR wird halbjährlich intravenös oder subkutan gegeben, während OFA monatlich subkutan appliziert wird.

Studienergebnisse: Vergleich von OCR und OFA

Die Multizenterstudie (2021–2023) umfasste 1.138 MS-Patienten, von denen nach Datenbereinigung 544 OCR- und 417 OFA-Patienten in die finale Analyse aufgenommen wurden. Die Studie zeigte, dass OFA in Bezug auf Schubraten, Behinderungsprogression und MRT-Läsionen nicht schlechter abschnitt als OCR. Subgruppenanalysen ergaben jedoch potenzielle Unterschiede bei Patienten, die von S1P-Rezeptormodulatoren (S1PRM) oder Natalizumab (NTZ) wechselten: Während beide Therapien bei therapienaiven Patienten ähnlich effektiv sind, zeigten sich bei Patienten, die von NTZ oder S1PRM wechselten, potenzielle Vorteile. Beispielsweise wurde bei NTZ-Patienten, die auf OCR wechselten, ein besseres Krankheitsmanagement beobachtet, während OFA bei S1PRM-Wechslern überlegen schien.

Fazit und Ausblick

Die Multizenterstudie liefert wichtige Einblicke in die vergleichende Effektivität von OCR und OFA. Beide Substanzen sind wirksame Behandlungsoptionen, wobei spezifische Subgruppen potenziell unterschiedlich profitieren könnten. Zukünftige Studien sollten diese Unterschiede weiter untersuchen, insbesondere hinsichtlich Langzeitwirkungen und neuer Therapiemöglichkeiten wie der subkutanen OCR-Formulierung.

Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig eine maßgeschneiderte Behandlungsstrategie bei RMS ist, um optimale Langzeitergebnisse zu erzielen.

Quelle: Meuth, S.G., Wolff, S., Mück, A., Willison, A., Kleinschnitz, K., Räuber, S., Pawlitzki, M., Konen, F.F., Skripuletz, T., Grothe, M., Ruck, T., Huttner, H.B., Kleinschnitz, C., Bopp, T., Pul, R., Cree, B.A.C., Hartung, H.-P., Möllenhoff, K. and Pfeuffer, S. (2025), Different Treatment Outcomes of Multiple Sclerosis Patients Receiving Ocrelizumab or Ofatumumab. Ann Neurol. https://doi.org/10.1002/ana.27143

Immunoadsorption: Neue Maßstäbe in der Behandlung der Multiplen Sklerose

Am 28.09.2024 wurde Prof. Dr. Sven Meuth von der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie und der Hans-und-Marlies-Stock-Stiftung mit dem Apherese-Innovationspreis ausgezeichnet. Grund für diese besondere Ehrung war seine richtungsweisende Arbeit zum Thema: „Immunoadsorption versus double-dose methylprednisolone in refractory multiple sclerosis relapses“. Diese Forschung setzt neue Standards in der Behandlung von Multiple Sklerose (MS) und beleuchtet vielversprechende Alternativen für Patient:innen mit therapieresistenten Schüben.

Hintergrund: Die Herausforderung steroidrefraktärer MS-Schübe

Intravenöses Methylprednisolon (IVMP) gilt als Standardtherapie bei MS-Schüben. Doch bei etwa einem Viertel der Betroffenen bleibt der erhoffte Behandlungserfolg aus. In solchen Fällen wird die Immunoadsorption (IA) bereits als Behandlungsoption eingesetzt, um die Symptome zu lindern. Bisher fehlten jedoch prospektive Studien, die die Wirksamkeit von IA im Vergleich zu alternativen Ansätzen, wie z. B. der Erhöhung der Kortikosteroid-Dosis, untersuchen.

Das Forschungsprojekt im Detail

In einer umfassenden Beobachtungsstudie analysierte Prof. Meuth zusammen mit seinem Team 42 Patient:innen mit steroidrefraktären MS-Schüben. Diese erhielten entweder sechs Sitzungen einer mmunoadsorption oder eine doppelte Dosis Methylprednisolon. Dabei wurden die Ergebnisse sowohl zum Zeitpunkt der Entlassung als auch drei Monate später evaluiert. Zusätzlich erfolgten eine Immunprofilierung der Blutzellen und eine proteomische Analyse mittels Multi-Parameter-Durchflusszytometrie (NCT04450030).

Die Ergebnisse: Immunoadsorption überzeugt

Bereits bei Entlassung zeigten Patient:innen der IA-Gruppe signifikant bessere Ergebnisse: hinsichtlich der Erholung von den Schüben. Nach drei Monaten war der Unterschied noch deutlicher. Darüber hinaus zeigte die Immunoadsorption Vorteile bei der Lebensqualität, den evozierten Potentialen sowie den Serum-Neurofilament-Leichtketten-Werten, einem Marker für neuronale Schäden.

Mechanistische Einblicke: Modulation von B-Zellen

Ein besonderer Fokus der Studie lag auf der Immunmodulation. Die IA bewirkte eine deutliche Reduktion von B-Zell-Subtypen im Blut, die eng mit den klinischen Verbesserungen korrelierten. Im Gegensatz dazu hatte Methylprednisolon nur minimale Auswirkungen auf die B-Zell-Populationen. Zusätzlich veränderte die IA das Zytokinnetzwerk im Blut, senkte die Konzentrationen B-Zell-assoziierter Zytokine, Immunglobuline sowie bestimmter Gerinnungsfaktoren.

Fazit: Ein Meilenstein in der MS-Behandlung

Die Ergebnisse dieser Studie deuten an, dass die IA im Vergleich zu erhöhten Dosen von Methylprednisolon eine überlegene Behandlungsoption für steroidrefraktäre MS-Schübe darstellt. Neben der unmittelbaren klinischen Wirksamkeit liefert die Arbeit auch wertvolle mechanistische Einblicke in die Rolle von B-Zellen bei der MS-Pathophysiologie.

Die Auszeichnung mit dem Apherese-Innovationspreis unterstreicht die Bedeutung dieser Forschung für die Weiterentwicklung der MS-Therapie. Wir danken der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie und der Hans-und-Marlies-Stock-Stiftung für die Anerkennung und Unterstützung dieser wichtigen Arbeit.

Einsatz von CAR-T-Zelltherapien bei neurologischen Erkrankungen

In Zusammenarbeit mit Fatme Esmail

Gentechnisch umprogrammierte T-Zellen, die synthetische chimäre Antigenrezeptoren (CAR) exprimieren, um Zielzellen zu erkennen und zu eliminieren, stellen eine innovative Therapie dar, die initial erfolgreich in der Hämatoonkologie eingesetzt wurde. CAR-T-Zellen werden auch zunehmend in der Therapie von Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Eine aktuelle Publikation gibt einen umfassenden Überblick über die aktuellen Ansätze und das Zukunftspotential der CAR-T-Zell-Therapie im Bereich der Neurologie, insbesondere in Bezug auf primäre Hirntumore und autoimmune neurologische Erkrankungen.

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Updated Multiple Sclerosis Incidence, 2015-2022

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische neurologische Erkrankung, die weltweit immer häufiger auftritt. Aktuelle Zahlen zeigen, dass im Jahr 2020 etwa 2,8 Millionen Menschen mit MS lebten – das sind 30 % mehr als noch im Jahr 2013. Dieser Anstieg wirft wichtige Fragen auf: Warum erkranken immer mehr Menschen an MS? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle, und hat sich die Verteilung der Erkrankungen zwischen Männern und Frauen verändert? Während es mittlerweile viele Daten zur Gesamtzahl der MS-Betroffenen gibt, ist die Inzidenz, also die Häufigkeit neuer MS-Fälle pro Jahr, weniger gut erforscht.

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Klassifikation und Behandlung von Myasthenia Gravis: Ein Blick auf neue Ansätze

In Zusammenarbeit mit C. Nelke und M. Pawlitzki

Die Myasthenia gravis (MG) stellt eine komplexe autoimmune Erkrankung dar, bei der Antikörper gegen die postsynaptische Membran an der neuromuskulären Verbindung angreifen. Diese Krankheit zeigt sich in verschiedenen Ausprägungen bei unterschiedlichen Patienten, was die Diagnostik und das Therapiemanagament erheblich erschweren. Um den Patienten besser gerecht zu werden und die Behandlung zu optimieren, sind neue Klassifikationsmethoden notwendig, die auf biologischen Profilen basieren.

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Tracing Digital Therapeutics Research Across Medical Specialties: Evidence from ClinicalTrials.gov

In Zusammenarbeit mit M. Pawlitzki und L. Masanneck

Die Studie untersuchet die Entwicklung und Charakteristika von klinischen Studien zu digitalen Therapeutika (DTx) zwischen 2005 und 2022. DTx sind softwarebasierte, evidenzbasierte Interventionen zur Prävention, Behandlung oder dem Management von Krankheiten und haben sich parallel zum Wandel im Gesundheitswesen hin zu online- und patientenzentrierten Lösungen rasant entwickelt.

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Der Zusatzeffekt von Erenumab bei Patienten mit chronischer Migräne, die mit Onabotulinumtoxin A behandelt werden

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki

Die chronische Migräne (CM) ist eine schwerwiegende Form der Migräne, die das Leben einer Vielzahl von Menschen weltweit beeinträchtigt. Meist wird die CM mit Onabotulinumtoxin A (onaBoNT-A) behandelt, was vielen Patienten Linderung bringt. Dennoch sprechen nicht alle Patienten zufriedenstellend auf diese Therapie an, was die Notwendigkeit neuer Behandlungsmöglichkeiten verdeutlicht. Eine aktuelle Studie hat die zusätzliche Wirkung von Erenumab bei Patienten untersucht, die bereits mit onaBoNT-A behandelt werden.

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