Immunoadsorption: Neue Maßstäbe in der Behandlung der Multiplen Sklerose

Am 28.09.2024 wurde Prof. Dr. Sven Meuth von der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie und der Hans-und-Marlies-Stock-Stiftung mit dem Apherese-Innovationspreis ausgezeichnet. Grund für diese besondere Ehrung war seine richtungsweisende Arbeit zum Thema: „Immunoadsorption versus double-dose methylprednisolone in refractory multiple sclerosis relapses“. Diese Forschung setzt neue Standards in der Behandlung von Multiple Sklerose (MS) und beleuchtet vielversprechende Alternativen für Patient:innen mit therapieresistenten Schüben.

Hintergrund: Die Herausforderung steroidrefraktärer MS-Schübe

Intravenöses Methylprednisolon (IVMP) gilt als Standardtherapie bei MS-Schüben. Doch bei etwa einem Viertel der Betroffenen bleibt der erhoffte Behandlungserfolg aus. In solchen Fällen wird die Immunoadsorption (IA) bereits als Behandlungsoption eingesetzt, um die Symptome zu lindern. Bisher fehlten jedoch prospektive Studien, die die Wirksamkeit von IA im Vergleich zu alternativen Ansätzen, wie z. B. der Erhöhung der Kortikosteroid-Dosis, untersuchen.

Das Forschungsprojekt im Detail

In einer umfassenden Beobachtungsstudie analysierte Prof. Meuth zusammen mit seinem Team 42 Patient:innen mit steroidrefraktären MS-Schüben. Diese erhielten entweder sechs Sitzungen einer mmunoadsorption oder eine doppelte Dosis Methylprednisolon. Dabei wurden die Ergebnisse sowohl zum Zeitpunkt der Entlassung als auch drei Monate später evaluiert. Zusätzlich erfolgten eine Immunprofilierung der Blutzellen und eine proteomische Analyse mittels Multi-Parameter-Durchflusszytometrie (NCT04450030).

Die Ergebnisse: Immunoadsorption überzeugt

Bereits bei Entlassung zeigten Patient:innen der IA-Gruppe signifikant bessere Ergebnisse: hinsichtlich der Erholung von den Schüben. Nach drei Monaten war der Unterschied noch deutlicher. Darüber hinaus zeigte die Immunoadsorption Vorteile bei der Lebensqualität, den evozierten Potentialen sowie den Serum-Neurofilament-Leichtketten-Werten, einem Marker für neuronale Schäden.

Mechanistische Einblicke: Modulation von B-Zellen

Ein besonderer Fokus der Studie lag auf der Immunmodulation. Die IA bewirkte eine deutliche Reduktion von B-Zell-Subtypen im Blut, die eng mit den klinischen Verbesserungen korrelierten. Im Gegensatz dazu hatte Methylprednisolon nur minimale Auswirkungen auf die B-Zell-Populationen. Zusätzlich veränderte die IA das Zytokinnetzwerk im Blut, senkte die Konzentrationen B-Zell-assoziierter Zytokine, Immunglobuline sowie bestimmter Gerinnungsfaktoren.

Fazit: Ein Meilenstein in der MS-Behandlung

Die Ergebnisse dieser Studie deuten an, dass die IA im Vergleich zu erhöhten Dosen von Methylprednisolon eine überlegene Behandlungsoption für steroidrefraktäre MS-Schübe darstellt. Neben der unmittelbaren klinischen Wirksamkeit liefert die Arbeit auch wertvolle mechanistische Einblicke in die Rolle von B-Zellen bei der MS-Pathophysiologie.

Die Auszeichnung mit dem Apherese-Innovationspreis unterstreicht die Bedeutung dieser Forschung für die Weiterentwicklung der MS-Therapie. Wir danken der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie und der Hans-und-Marlies-Stock-Stiftung für die Anerkennung und Unterstützung dieser wichtigen Arbeit.

Einsatz von CAR-T-Zelltherapien bei neurologischen Erkrankungen

In Zusammenarbeit mit Fatme Esmail

Gentechnisch umprogrammierte T-Zellen, die synthetische chimäre Antigenrezeptoren (CAR) exprimieren, um Zielzellen zu erkennen und zu eliminieren, stellen eine innovative Therapie dar, die initial erfolgreich in der Hämatoonkologie eingesetzt wurde. CAR-T-Zellen werden auch zunehmend in der Therapie von Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Eine aktuelle Publikation gibt einen umfassenden Überblick über die aktuellen Ansätze und das Zukunftspotential der CAR-T-Zell-Therapie im Bereich der Neurologie, insbesondere in Bezug auf primäre Hirntumore und autoimmune neurologische Erkrankungen.

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Updated Multiple Sclerosis Incidence, 2015-2022

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische neurologische Erkrankung, die weltweit immer häufiger auftritt. Aktuelle Zahlen zeigen, dass im Jahr 2020 etwa 2,8 Millionen Menschen mit MS lebten – das sind 30 % mehr als noch im Jahr 2013. Dieser Anstieg wirft wichtige Fragen auf: Warum erkranken immer mehr Menschen an MS? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle, und hat sich die Verteilung der Erkrankungen zwischen Männern und Frauen verändert? Während es mittlerweile viele Daten zur Gesamtzahl der MS-Betroffenen gibt, ist die Inzidenz, also die Häufigkeit neuer MS-Fälle pro Jahr, weniger gut erforscht.

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Klassifikation und Behandlung von Myasthenia Gravis: Ein Blick auf neue Ansätze

In Zusammenarbeit mit C. Nelke und M. Pawlitzki

Die Myasthenia gravis (MG) stellt eine komplexe autoimmune Erkrankung dar, bei der Antikörper gegen die postsynaptische Membran an der neuromuskulären Verbindung angreifen. Diese Krankheit zeigt sich in verschiedenen Ausprägungen bei unterschiedlichen Patienten, was die Diagnostik und das Therapiemanagament erheblich erschweren. Um den Patienten besser gerecht zu werden und die Behandlung zu optimieren, sind neue Klassifikationsmethoden notwendig, die auf biologischen Profilen basieren.

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Tracing Digital Therapeutics Research Across Medical Specialties: Evidence from ClinicalTrials.gov

In Zusammenarbeit mit M. Pawlitzki und L. Masanneck

Die Studie untersuchet die Entwicklung und Charakteristika von klinischen Studien zu digitalen Therapeutika (DTx) zwischen 2005 und 2022. DTx sind softwarebasierte, evidenzbasierte Interventionen zur Prävention, Behandlung oder dem Management von Krankheiten und haben sich parallel zum Wandel im Gesundheitswesen hin zu online- und patientenzentrierten Lösungen rasant entwickelt.

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Der Zusatzeffekt von Erenumab bei Patienten mit chronischer Migräne, die mit Onabotulinumtoxin A behandelt werden

In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki

Die chronische Migräne (CM) ist eine schwerwiegende Form der Migräne, die das Leben einer Vielzahl von Menschen weltweit beeinträchtigt. Meist wird die CM mit Onabotulinumtoxin A (onaBoNT-A) behandelt, was vielen Patienten Linderung bringt. Dennoch sprechen nicht alle Patienten zufriedenstellend auf diese Therapie an, was die Notwendigkeit neuer Behandlungsmöglichkeiten verdeutlicht. Eine aktuelle Studie hat die zusätzliche Wirkung von Erenumab bei Patienten untersucht, die bereits mit onaBoNT-A behandelt werden.

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Ein tieferer Einblick in die CIDP: Die Bedeutung früher und gezielter Behandlung

In Zusammenarbeit mit M. Pawlitzki

Die Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) ist eine seltene, aber ernstzunehmende autoimmune Erkrankung, die die peripheren Nerven betrifft. Diese Krankheit führt zu Entzündungen und Schäden an der Myelinschicht, welche die Nerven umgibt, was zu Symptomen wie Schwäche, Taubheit und motorischen Schwierigkeiten führen kann. CIDP kann in jedem Alter auftreten und schreitet ohne Behandlung in der Regel fort, weshalb eine frühzeitige Diagnose und Therapie entscheidend für den Erhalt der Lebensqualität der Betroffenen sind.

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Zerebrale Vaskulitis als klinische Manifestation der Neurosarkoidose

In Zusammenarbeit mit M. Pawlitzki

Sarkoidose ist eine seltene, idiopathische, entzündliche und multisystemische Erkrankung, die durch das Vorhandensein von epitheloiden Granulomen gekennzeichnet ist und hauptsächlich in den Lungen auftritt. Schätzungsweise etwa 30% der Sarkoidose-Patienten zeigen extrapulmonale Manifestationen. Diese Manifestationen variieren stark in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter und ethnischer Herkunft. Am häufigsten sind die Haut, das retikuloendotheliale System, das muskuloskelettale System und die Augen betroffen.

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Ein neuer Biomarker für die Myasthenia gravis?

In Zusammenarbeit mit M. Pawlitzki

Die Myasthenia gravis (MG) ist eine chronische, antikörpervermittelte Autoimmunerkrankung, die die synaptische Übertragung an der neuromuskulären Endplatte beeinträchtigt. Klinische Merkmal der Erkrankung ist vorallem die belastungsabhängige Muskelschwäche. Bei etwa 85% der Fälle werden Antikörper gegen den Acetylcholinrezeptor (AChR) nachgewiesen, andere Antikörper deutlich seltener. Die therapeutische Entscheidungsfindung und insbesondere das Krankheitsmonitoring stützt sich hauptsächlich auf die klinische Präsentation, die aufgrund von Faktoren wie der Tageszeit oder der Wirkung symptomatischer Medikamente wie Pyridostigmin Schwankungen unterliegen kann.

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