Vaccine-based clinical protection against SARS-CoV-2 infection and the humoral immune response: A 1-year follow-up study of patients with multiple sclerosis receiving ocrelizumab

In Zusammenarbeit mit Saskia Räuber

In einer im Februar 2022 im Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry publizierten Arbeit hatten wir gezeigt, dass mit Ocrelizumab behandelte Multiple Sklerose Patient*innen nach 2 SARS-CoV-2-Impfungen eine abgeschwächte humorale Immunantwort bei erhaltener T-zellulärer Immunantwort aufweisen.

„Vaccine-based clinical protection against SARS-CoV-2 infection and the humoral immune response: A 1-year follow-up study of patients with multiple sclerosis receiving ocrelizumab“ weiterlesen

Early Reduction of MRI Activity During 6 Months of Treatment With Cladribine Tablets for Highly Active Relapsing Multiple Sclerosis – ein Kommentar

Sven Meuth

Wichtige klinische Merkmale einer anti-inflammatorischen krankheitsmodifizierenden Therapie (DMT) der Multiplen Sklerose ist eine hohe und anhaltende Effektivität, sowie ein schneller Wirkungseintritt. Besonders innerhalb der hochaktiven Substanzen ist dies wichtig für eine rasche Krankheitskontrolle sowohl bei Therapiestart als auch bei einem Therapiewechsel. Zur Beurteilung und Dokumentation beider Parameter ist die Magnetresonanztomographie (MRT) ein sehr geeignetes Instrument. Durch seine hohe Sensitivität kann die MRT des Gehirns sogar klinisch unbemerkte (subklinische) inflammatorische Krankheitsaktivität mit dem Nachweis Gadolinium-aufnehmender und/oder aktiver (neue oder sich vergrößernde) T2 Läsionen erfassen.

„Early Reduction of MRI Activity During 6 Months of Treatment With Cladribine Tablets for Highly Active Relapsing Multiple Sclerosis – ein Kommentar“ weiterlesen

Neuron-oligodendrocyte potassium shuttling at nodes of Ranvier protects against inflammatory demyelination

In collaboration with Luca Fazio

Multiple Sclerosis (MS) is a chronic, demyelinating, autoimmune disease of the central nervous system, affecting approximately 2.8 million people worldwide. Profound alterations in neuron-glia signaling and neuroaxonal damage are pathological hallmarks of progressive MS and have been associated with an impaired functional integrity of neuronal circuitry. Notably, disappearance of myelin sheaths and damage to the node of Ranvier (NoR) driven by inflammatory demyelination can result in neuronal hyperexcitability, thereby suggesting an altered expression and distribution of specific ion channels at and around NoR. Given the limitations of the current immune-modulatory therapies and the lack of highly efficacious treatments in preventing neuroaxonal exhaustion, an urgent need to establish alternative approaches emerged. In the last decade, significant improvements in the characterization of ion channel function in MS pawed the way to ion channel modulators as new targeted treatments. However, the underlying mechanisms leading to the emergence of chronic hyperexcitability still need to be fully elucidated.  

„Neuron-oligodendrocyte potassium shuttling at nodes of Ranvier protects against inflammatory demyelination“ weiterlesen

Treatment of Patients with Multiple Sclerosis Transitioning Between Relapsing and Progressive Disease

In Zusammenarbeit mit N. Dimitriou

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische, demyelinisierende und neurodegenerative Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems mit einer Vielzahl von klinischen Phänotypen. Nach dem Klassifizierungsvorschlag von Lublin et al. sind die wichtigsten MS-Phänotypen die schubförmig-remittierende (RR) und die progrediente Erkrankung (PMS). Die schubförmig remittierende Multiple Sklerose (RRMS) ist durch einen klinischen Verlauf mit definierten rezidivierenden Schüben mit neuen oder verschlimmerten neurologischen Funktionsstörungen gekennzeichnet.

Treatment of Patients with Multiple Sclerosis Transitioning Between Relapsing and Progressive Disease weiterlesen

Erkenntnisse aus der Praxis zur Siponimod-Therapie bei Patienten mit sekundär progredienter Multipler Sklerose

In Zusammenarbeit mit L. Regner-Nelke

Während in den letzten Jahren deutliche Fortschritte in der Therapie der schubförmig remittierenden Multipler Sklerose (MS) erzielt werden konnten, sind für die progressiven Formen der MS, insbesondere für die sekundär progrediente MS (SPMS), nur wenige Optionen verfügbar. Die Zulassung von Siponimod für die SPMS hat in der ansonsten entmutigenden Therapielandschaft für neue Hoffnung gesorgt. Nach den zuversichtlichen Ergebnissen der Zulassungsstudie stellt sich die Frage nach der Wirkung und Sicherheit des Medikaments unter realen Bedingungen.

Um dies zu untersuchen, führten wir eine retrospektive, multizentrische, nicht-interventionelle Studie durch. 227 SPMS-Patienten wurden hierbei eingeschlossen. Im Rahmen der medikamentösen Einstellung auf Siponimod sowie bei Kontroll-Untersuchungen im Verlauf wurden klinische und radiologische Parameter erhoben und das Auftreten von Nebenwirkungen und Gründe für den Abbruch der Behandlung dokumentiert. Das Fortschreiten der Erkrankung wurde als Anstieg der Expanded Disability Status Scale (EDSS), als radiologische Progression oder als Auftreten neuer Schübe unter der Behandlung definiert. Die erhobenen Daten wurden zu Studienbeginn sowie nach 6, 12 und 18 Monaten analysiert. Bei einer Gruppe von 41 Patienten wurde zudem eine detailliertere Untersuchung des Krankheitsverlaufs durchgeführt, die auch Daten zur Messung der kognitiven und motorischen Funktionen umfasste.

Unter der Siponimod-Therapie wurde bei 64,8 % der Patienten nach 12 Monaten eine anhaltende klinische Krankheitsstabilität erreicht. Von den stabilen Patienten verbesserten sich 21,4 % der Patienten. Von den übrigen Patienten kam es bei 31,5 % zu einer EDSS-Progression, bei 3,7 % verschlechterte sich der Zustand, ohne dass die Schwelle für eine Progression erreicht wurde. Eine radiologische Krankheitsaktivität wurde bei 24,1 % der Patienten nach sechsmonatiger Behandlung und bei 29,6 % der Patienten nach 12 Monaten festgestellt. Die detailliertere Subkohorte mit 41 Patienten zeigte während des 12-monatigen Studienzeitraums keine wesentlichen Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten, die mit dem Paced Auditory Serial Addition Test und dem Symbol Digit Modalities Test gemessen wurden, sowie der motorischen Funktionen, die mit dem Timed 25-Foot Walk, dem 100-Meter-Timed Test und dem 9-Hole Peg Test gemessen wurden. Die radiologische Beurteilung zeigte ein stabiles Volumen der weißen und grauen Substanz sowie eine stabile Anzahl von Läsionen bei der 12-monatigen Kontrolle. Bei fast der Hälfte der eingeschlossenen Patienten wurden Nebenwirkungen beobachtet, wobei Lymphopenien am häufigsten vorkamen. Aufgrund des Fortschreitens der Krankheit oder von Nebenwirkungen brachen 31,2 % der Patienten die Therapie ab.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Behandlung mit Siponimod eine insgesamt stabilisierende Wirkung auf die klinischen und radiologischen Ergebnisse hatte. Es ist jedoch entscheidend, dass Patienten während der Therapie intensiv überwacht werden, um ein Fortschreiten der Krankheit und Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen. Mehr Infos

Autologe Stammzelltransplantation bei aggressiver Multipler Sklerose – Aktuelle Empfehlungen

Die neu gegründete Task Force Autologe Stammzelltransplantation des KKNMS hat einen Kriterienkatalog zum Einsatz der autologen Stammzelltransplantation (AHSZT) bei MS in Deutschland sowie eine Patientenaufklärung zu dieser Therapie entwickelt. Beide Dokumente sind ab sofort als Download auf der KKNMS Homepage verfügbar.

Die autologe Stammzelltransplantation (AHSZT) wird international seit Längerem als Therapiemöglichkeit aggressiver MS-Verläufe diskutiert. Mittlerweile sind Daten über Langzeiteffekte hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit verfügbar – auch im Vergleich mit anderen hochwirksamen Therapieprinzipien (Sharrack et al. 2020). Die AHSZT beruht dabei auf dem Konzept, dass durch eine komplette Zerstörung mit nachfolgendem Wiederaufbau des Immunsystems die krankheitsverursachende Fehlsteuerung des Immunsystems bei der MS langfristig oder sogar dauerhaft beseitigt werden könnte (Lünemann et al. 2020). Bei der AHSZT werden blutbildende Stammzellen aus dem Blut gesammelt und eingefroren. In der Folge wird mittels Chemotherapie das Immunsystem der Patient:innen ausgeschaltet. Unmittelbar danach werden ihm/ihr die Stammzellen wieder zurückgegeben und diese bauen ein neues Immunsystem auf.

Man nimmt an, dass bis zu 5% der MS-Betroffenen an einem aggressiven MS-Verlauf leiden und somit für ein solch maximal in das Immunsystem eingreifendes Verfahren in Frage kommen.

In Deutschland ist das Verfahren zwar verfügbar, es gibt aber bisher keine strukturierten Erfahrungen mit der AHSZT bei MS. Dies hängt vor allem mit der unklaren Situation der Kostenübernahme durch die Krankenkassen zusammen. Aufgrund des – mittlerweile auch medial verstärkten – Interesses an der Methode kommt es immer häufiger vor, dass Patient:innen mit MS die AHSZT auf eigene Kosten im Ausland durchführen lassen. Dies stellt letztlich eine inakzeptable Situation dar, die angesichts der elaborierten MS Versorgung in Deutschland so nicht weitergehen darf.

Das KKNMS hat daher eine eigene Task Force „Autologe Stammzelltransplantation“ etabliert. In der Zusammenarbeit von MS-Experten und Stammzellspezialisten der Hämatoonkologie wurden jetzt Kriterien sowie Informationsmaterialien zum gezielten Einsatz der AHSZT bei der MS entwickelt. Darüber hinaus gibt es Empfehlungen zur Aufklärung, zur Durchführung und zur Überwachung nach der Therapie. „Die AHSZT führt quasi zu einem Neustart des Immunsystems und stellt damit eine sehr wirksame Form der Immuntherapie dar, die wir einsetzen können“, sagen Prof. Heesen und Prof. Wildemann, die Leiter dieser Initiative. Bei aller Euphorie muss aber bedacht werden, dass das Verfahren nicht ohne Risiken ist. Trotz der weltweit mehr als 4.000 dokumentierten Transplantationen bei MS sind viele Fragen noch unklar. Neben einem Sterblichkeitsrisiko von bis zu 1% sind vor allem die langfristigen Risiken bei MS nur wenig erforscht. Deshalb strebt die Task Force Autologe Stammzelltransplantation des KKNMS neben einheitlichen Empfehlungen zur Indikationsstellung, Therapiedurchführung und Nachsorge eine systematische Erfassung der AHSZT bei MS in Deutschland an, um die Kriterien zur Transplantation zu verbessern und Nutzen und Risiken besser abzuschätzen. Zudem sollen über die Task Force in Zusammenarbeit mit Fachgesellschaften und Patientenorganisationen die Möglichkeiten einer Finanzierung der HSCT durch die Krankenkassen ausgelotet werden.

Das Zusammenspiel wissenschaftlicher Projekte sowie der Dokumentation der Versorgung erfolgt in Zusammenarbeit mit der GERMAN MS Study Group des KKNMS sowie der Task Force Versorgungsstrukturen und Therapeutika, der Kommission Neuroimmunologie der DGN mit den wesentlich beteiligten Fachgesellschaften und Patientenvertretungen DGN, BDN, BVDN, DMSG sowie der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Hämatopoetische Stammzelltransplantation und Zelluläre Therapie (DAG-HSZT).

Die AHSZT Kriterien und Patienteninformation finden Sie auf der Homepage des KKNMS.

The adenosinergic signaling in the pathogenesis and treatment of multiple sclerosis

In Zusammenarbeit mit Eduardo Duarte

Multiple Sclerosis (MS) is a chronic inflammatory disease that affects the Central Nervous System (CNS) causing demyelination and neuroaxonal degeneration. Research has shown that many signaling pathways are dysfunctional in MS and contributes to its development and progression. In this regard, adenosine (ADO) is a molecule largely involved in cell communication and has a prominent role in the modulation of CNS physiology, immunity and behavior. ADO is generated by the action of CD39 and CD73, enzymes that converts ATP/ADP to AMP and subsequently to ADO, respectively. Once generated, ADO can bind to four different purinergic (P1) receptors: adenosine A1 receptor (A1R), adenosine A2A receptor (A2AR), adenosineA2B receptor (A2BR) and adenosine A3 receptor (A3R).

„The adenosinergic signaling in the pathogenesis and treatment of multiple sclerosis“ weiterlesen

Immunoadsorption versus double-dose methylprednisolone in refractory multiple sclerosis relapses

In Zusammenarbeit mit L. Rolfes

Intravenöses Methylprednisolon (MPS, 1000 mg/ Tag für 3 bis 5 Tage) ist die Standardbehandlung für Schübe der Multiplen Sklerose (MS), führt aber bei bis zu einem Viertel der Patienten nicht zu einer zufriedenstellenden Verbesserung der Symptome. Obwohl die Immunadsorption (IA) als eskalierte Schubtherapie als gut verträgliches und risikoarmes Verfahren gilt, fehlt es an aussagekräftigen Belegen für ihre Wirksamkeit im Vergleich zu einer doppelten Dosis MPS (2000 mg/ Tag über nochmals 3 bis 5 Tage).

„Immunoadsorption versus double-dose methylprednisolone in refractory multiple sclerosis relapses“ weiterlesen

Ublituximab zur Behandlung der Multiplen Sklerose

B-Lymphozyten spielen eine wesentliche Rolle in der Pathogenese der Multiplen Sklerose (MS) und sind zunehmend Ziel therapeutischer Interventionen. Bereits heute stehen mit Rituximab, Ocrelizumab und Ofatumumab monoklonale Antikörper zur Verfügung, die zu einer ausgeprägten B-Zell Depletion führen und bei MS Betroffenen eine effektive Behandlungsoption darstellen.

Mit Ublituximab wurde nun ein neuer Antikörper in zwei Studien untersucht, bei dem gezielt die Zuckerstruktur so verändert wurde, damit die Antikörper vermittelte Zytotoxizität (ADCC – antibody dependent cellular cytotoxicity) erhöht wird.

„Ublituximab zur Behandlung der Multiplen Sklerose“ weiterlesen

Das Uhthoff-Phänomen

In Zusammenarbeit mit Alice Willison

Das Uhthoff-Phänomen ist eine vorübergehende (d. h. weniger als 24 Stunden andauernde) Verschlechterung der neurologischen Funktion bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS), die auf eine erhöhte Körperkerntemperatur zurückzuführen ist. Als Auslöser werden u. a. die Menstruation, Sport, Fieber, Sonnenbaden, eine heiße Dusche oder Sauna, psychischer Stress, eine warme Mahlzeit sowie das Rauchen von Zigaretten genannt – all dies verursacht eine erhöhte Körperkerntemperatur.

„Das Uhthoff-Phänomen“ weiterlesen