In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki
Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) sind entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die vor allem durch Anti-Aquaporin-4 (AQP4)-IgG vermittelt werden. Sie führen zu wiederkehrenden Schüben, die den Sehnerv, das Rückenmark und das Gehirn betreffen.
Um bleibende Behinderungen zu verhindern, ist die Vorbeugung solcher Schübe entscheidend. Verschiedene therapeutische Ansätze, wie die B-Zell-Depletion oder die Blockade von Interleukin-6-Rezeptoren, haben in klinischen Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt und zur Zulassung von Medikamenten wie Inebilizumab und Satralizumab geführt. In dieser Studie wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von Eculizumab (ECU), einem Komplement Inhibitor, bei einer großen NMOSD-Patientengruppe untersucht, insbesondere in Zusammenhang mit der obligaten Meningokokken-Impfung.
Hierzu wurde eine retrospektive Auswertung von Patienten mit AQP4-IgG+ NMOSD durchgeführt, die zwischen Dezember 2014 und April 2022 in 20 deutschen und einem österreichischen Universitätszentrum der Neuromyelitis Optica Study Group (NEMOS) mit ECU behandelt wurden. Die Daten wurden mittels Aktensichtung ermittelt. Die primären und sekundären Endpunkte umfassten die Wirksamkeit (bewertet anhand der annualisierten Schubrate [AAR], der MRT-Aktivität und der Behinderungsentwicklung auf der Expanded Disability Status Scale [EDSS]) sowie die Sicherheit (einschließlich unerwünschter Ereignisse, Mortalität und Schüben nach Meningokokken-Impfungen).
Ergebnisse und Diskussion
Insgesamt wurden 52 Patienten (87 % Frauen, Durchschnittsalter 55 Jahre) über einen Zeitraum von durchschnittlich 16,2 Monaten mit ECU behandelt. Vor Beginn der Therapie erhielten 87 % der Patienten eine Meningokokken-Impfung. Von den Patienten, die ohne begleitende Prednison-Therapie geimpft wurden, erlitten 19 % kurz nach der Impfung einen Schub, was auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Impfung und Schubrisiko hinweist. Interessanterweise traten bei den Patienten, die entweder während der Prednison-Behandlung oder unter ECU geimpft wurden, keine postvakzinalen Schübe auf.
Unter ECU blieben 88 % der Patienten schubfrei, und die jährliche Schubrate (AAR) sank signifikant von 1,0 in den zwei Jahren vor der Therapie auf 0 während der ECU-Behandlung (p < 0,001). Der Behinderungsgrad (EDSS-Score) blieb stabil, und die Anzahl neuer T2- oder gadolinium-aufnehmender Läsionen im MRT ging zurück. Allerdings traten bei 13 % der Patienten schwerwiegende Infektionen auf. Fünf Patienten starben während der Behandlung, wobei die Mehrheit älter als 60 Jahre und stark beeinträchtigt (EDSS ≥ 7) war. Systemische Infektionen, darunter eine Meningokokken-Sepsis, waren die Hauptursache für die Todesfälle.
Diese Ergebnisse zeigen, dass Eculizumab eine wirksame Therapie zur Schubprävention bei NMOSD ist. Jedoch muss das erhöhte Risiko von Schüben nach Meningokokken-Impfungen vor Beginn der ECU-Therapie sowie das Risiko schwerwiegender Infektionen, insbesondere bei älteren und schwer beeinträchtigten Patienten, berücksichtigt werden. Zukünftige Studien sollten den optimalen Zeitpunkt für Meningokokken-Impfungen weiter untersuchen, um Risiken besser zu minimieren.