Die Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren einen tiefgreifenden Wandel in der Medizin ausgelöst, und die Neurologie ist dabei keine Ausnahme. Während einige Experten skeptisch sind und den Hype um KI als vorübergehend abtun, zeigen zahlreiche Entwicklungen das transformative Potenzial dieser Technologie. KI hat bereits die Möglichkeit, Diagnosen zu verbessern, Behandlungsansätze zu personalisieren und neue Wege in der Forschung zu beschreiten.
„Werden Neurologinnen und Neurologen auch in 25 Jahren noch gebraucht?“ weiterlesenDirekt isolierte allogene virus-spezifische T-Zellen bei progressiver multifokaler Leukenzephalopathie
In Zusammenarbeit mit Thomas Skripuletz
Die progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) ist eine lebensbedrohliche, schnell fortschreitende Infektion des zentralen Nervensystems, die durch das JC-Virus (JCV) verursacht wird. Sie tritt typischerweise bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem auf, wie etwa bei Patienten mit Multipler Sklerose unter immunsuppressiver Therapie, HIV-Infizierten oder nach Organ- und Stammzelltransplantationen. Besonders bei schweren Immunschwächen, wie sie bei lymphoproliferativen Erkrankungen vorkommen, verläuft die Erkrankung häufig tödlich. Bislang gibt es keine zugelassene und wirksame Therapie für diese schwerwiegende Krankheit.
Eine innovative experimentelle Therapie, die Verabreichung von allogenen virus-spezifischen T-Zellen, stellt ein vielversprechendes Konzept zur Behandlung der bislang unheilbaren PML dar. In einer kürzlich in JAMA Neurology veröffentlichten Studie wurden die Ergebnisse dieser neuartigen zellulären Therapie bei 28 schwer erkrankten PML-Patienten vorgestellt. Hierbei wurden BK-virusspezifische T-Zellen eingesetzt, die aufgrund der hohen Ähnlichkeit der JC- und BK-Virus-Epitope auch gegen das JC-Virus wirksam sind. Die Zellen wurden entweder von Familienangehörigen oder aus einer voruntersuchten Spenderdatenbank (AlloCell) identifiziert. Im Gegensatz zu anderen Verfahren erfolgt die Gewinnung dieser Zellen durch direkte Isolation, sodass sie bereits einen Tag nach einer Leukapherese zur Verfügung stehen. Dies beschleunigt den Behandlungsprozess erheblich im Vergleich zu bisherigen bekannten Methoden.
In der Publikation wurden 28 behandelte Patienten vorgestellt, von denen 22 positiv auf die Therapie ansprachen und sich entweder klinisch verbesserten oder stabilisierten. Bei diesen Patienten sank auch die Viruslast. 20 der behandelten Patienten überlebten zudem länger als 12 Monate. Die Ergebnisse dieser Studie könnten den Weg für eine neue, vielversprechende Therapieoption für PML-Patienten ebnen. Um die bisherigen Resultate weiter zu validieren, wird eine Phase-2-Studie vorbereitet, die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Diese Studie wird unter standardisierten Bedingungen durchgeführt und soll die Wirksamkeit und Sicherheit der DIAVIS T-Zelltherapie untersuchen.
Mehr Infos:
Neuroimmunologie ohne Grenzen
In den letzten Jahren hat sich unser Verständnis der neuroimmunologischen Grundlagen vieler neurologischer Erkrankungen erheblich erweitert. Dies ist auf technologische Fortschritte und interdisziplinäre Zusammenarbeit in Neurologie, Neurobiologie und Immunologie zurückzuführen. Die Forschung zu den Wechselwirkungen zwischen Immun- und Nervensystem ist ein schnell wachsendes Gebiet.
„Neuroimmunologie ohne Grenzen“ weiterlesenFolge 7 und 8 online!
In der Folge 7 sprechen Sven Meuth und Marc Pawlitzki über schleichende Progression bei MS und potentielle Therapiestrategien.
In der 8. Folge spricht Stefanie Schreiber über zerebrale Mikroangiopathien, deren Ursache und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse.
Eculizumab Use in Neuromyelitis Optica Spectrum Disorders
In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki
Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) sind entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die vor allem durch Anti-Aquaporin-4 (AQP4)-IgG vermittelt werden. Sie führen zu wiederkehrenden Schüben, die den Sehnerv, das Rückenmark und das Gehirn betreffen.
„Eculizumab Use in Neuromyelitis Optica Spectrum Disorders“ weiterlesenUpdated Multiple Sclerosis Incidence, 2015-2022
In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische neurologische Erkrankung, die weltweit immer häufiger auftritt. Aktuelle Zahlen zeigen, dass im Jahr 2020 etwa 2,8 Millionen Menschen mit MS lebten – das sind 30 % mehr als noch im Jahr 2013. Dieser Anstieg wirft wichtige Fragen auf: Warum erkranken immer mehr Menschen an MS? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle, und hat sich die Verteilung der Erkrankungen zwischen Männern und Frauen verändert? Während es mittlerweile viele Daten zur Gesamtzahl der MS-Betroffenen gibt, ist die Inzidenz, also die Häufigkeit neuer MS-Fälle pro Jahr, weniger gut erforscht.
„Updated Multiple Sclerosis Incidence, 2015-2022“ weiterlesenFolge 6 – Reine Nervensache
In der aktuellen Folge sprechen wir über die Myasthenia gravis, neue Therapieoptionen und über zukünftige Entwicklungen mit Niklas Huntemann
Klassifikation und Behandlung von Myasthenia Gravis: Ein Blick auf neue Ansätze
In Zusammenarbeit mit C. Nelke und M. Pawlitzki
Die Myasthenia gravis (MG) stellt eine komplexe autoimmune Erkrankung dar, bei der Antikörper gegen die postsynaptische Membran an der neuromuskulären Verbindung angreifen. Diese Krankheit zeigt sich in verschiedenen Ausprägungen bei unterschiedlichen Patienten, was die Diagnostik und das Therapiemanagament erheblich erschweren. Um den Patienten besser gerecht zu werden und die Behandlung zu optimieren, sind neue Klassifikationsmethoden notwendig, die auf biologischen Profilen basieren.
„Klassifikation und Behandlung von Myasthenia Gravis: Ein Blick auf neue Ansätze“ weiterlesenTracing Digital Therapeutics Research Across Medical Specialties: Evidence from ClinicalTrials.gov
In Zusammenarbeit mit M. Pawlitzki und L. Masanneck
Die Studie untersuchet die Entwicklung und Charakteristika von klinischen Studien zu digitalen Therapeutika (DTx) zwischen 2005 und 2022. DTx sind softwarebasierte, evidenzbasierte Interventionen zur Prävention, Behandlung oder dem Management von Krankheiten und haben sich parallel zum Wandel im Gesundheitswesen hin zu online- und patientenzentrierten Lösungen rasant entwickelt.
„Tracing Digital Therapeutics Research Across Medical Specialties: Evidence from ClinicalTrials.gov“ weiterlesenDer Zusatzeffekt von Erenumab bei Patienten mit chronischer Migräne, die mit Onabotulinumtoxin A behandelt werden
In Zusammenarbeit mit Marc Pawlitzki
Die chronische Migräne (CM) ist eine schwerwiegende Form der Migräne, die das Leben einer Vielzahl von Menschen weltweit beeinträchtigt. Meist wird die CM mit Onabotulinumtoxin A (onaBoNT-A) behandelt, was vielen Patienten Linderung bringt. Dennoch sprechen nicht alle Patienten zufriedenstellend auf diese Therapie an, was die Notwendigkeit neuer Behandlungsmöglichkeiten verdeutlicht. Eine aktuelle Studie hat die zusätzliche Wirkung von Erenumab bei Patienten untersucht, die bereits mit onaBoNT-A behandelt werden.
„Der Zusatzeffekt von Erenumab bei Patienten mit chronischer Migräne, die mit Onabotulinumtoxin A behandelt werden“ weiterlesen