In Zusammenarbeit mit Alice Willison
Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1) und glukoseabhängiges insulinotropes Polypeptid (GIP) sind Hormone, die an der Kontrolle des Blutzuckerspiegels beteiligt sind. Tirzepatid ist das erste Medikament seiner Klasse, das sowohl die GLP-1- als auch die GIP-Rezeptoren aktiviert, was zu einer besseren Blutzuckerkontrolle führt. Tirzepatid wird einmal pro Woche subkutan injiziert.
In klinischen Studien bei Menschen mit Typ-2-Diabetes führte Tirzepatid zu einer klinisch relevanten Gewichtsreduktion, sodass nachfolgend eine Studie zur Behandlung der Adipositas folgte. Die rezente Studie, SURMOUNT-1, untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von Tirzepatid bei Erwachsenen mit Adipositas oder Übergewicht, die aber nicht an Diabetes litten.
SURMOUNT-1:
2539 Erwachsene wurde eingeschlossen, von denen etwa 86 % die Studie zu Ende führten.
Das Protokoll bestand aus einer Tirzepatid-Injektion plus Lebensstilintervention, die regelmäßige Lebensstilberatungen durch einen Diätassistenten oder eine qualifizierte medizinische Fachkraft beinhaltete, um den Teilnehmern zu helfen, gesunde, ausgewogene Mahlzeiten mit einem Defizit von 500 Kalorien pro Tag und mindestens 150 Minuten körperliche Aktivität pro Woche einzuhalten.
Tirzepatid 15 mg führte bei 90,9% der Patienten zu einer mittleren Gewichtsveränderung in Woche 72 von -20,9%. In der Placebogruppe lag dieser Wert bei -3,15%. Die mittlere Gewichtsveränderung in Woche 72 mit Tirzepatid 15 mg war eine Reduktion von 23,6 kg und 2,4 kg in der Placebogruppe. Die mittlere Verringerung der Gesamtkörperfettmasse betrug 33,9% unter Tirzepatid, verglichen mit 8,2% unter Placebo.
Eine Körpergewichtsreduktion von 5% oder mehr gilt seit langem als Schwellenwert für eine klinisch bedeutsame Wirkung auf der Grundlage einer Verbesserung der Stoffwechselgesundheit. Es ist bemerkenswert, dass in dieser Studie die Mehrheit (89% bis 91%) der Teilnehmer, die Tirzepatid in einer Dosierung von 10 mg oder 15 mg erhielten, diesen Richtwert erreichte.
Die am häufigsten gemeldeten unerwünschten Ereignisse waren gastrointestinaler Art (Übelkeit, Durchfall und Verstopfung). Diese unerwünschten Ereignisse traten bei mehr Teilnehmern in den Tirzepatid-Gruppen als in der Placebo-Gruppe auf, waren vorübergehend und von leichtem bis mittlerem Schweregrad und traten hauptsächlich während der Dosis-Eskalationsphase auf. Ein Behandlungsabbruch aufgrund unerwünschter Ereignisse trat bei 6,2% der 15-mg-Tirzepatid-Gruppe auf. Weiterhin traten in beiden Gruppen gleich häufig eine Cholelithiasis (Konkrementen in der Gallenblase oder in den angeschlossenen extra- oder intrahepatischen Gallenwegen) dokumentiert, wobei eine Cholezystitis häufiger unter Tirzepatid beobachtet wurde. Insgesamt war die Inzidenz in der vorliegenden Studie niedrig (≤ 0,6%), so dass es schwierig ist, kausale Schlussfolgerungen zu ziehen. Es wurde jedoch geschlussfolgert, dass gallenblasenbezogene Ereignisse bei Personen mit erheblicher Gewichtsreduktion zunehmen, wie bereits bei anderen Adipositastherapien ( bariatrischen Operationen und der Behandlung mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten) bereits beobachtet werden konnte.
Bei den mit Tirzepatid behandelten Teilnehmern war die prozentuale Verringerung der Fettmasse etwa dreimal so groß wie die Verringerung der fettfreien Masse, was insgesamt zu einer Verbesserung der Körperzusammensetzung führte. Das Verhältnis zwischen dem Verlust an Fettmasse und dem Verlust an fettfreier Masse war ähnlich wie bei lebensstilbasierten und chirurgischen Behandlungen von Fettleibigkeit. Darüber hinaus hatten fast alle mit Tirzepatid behandelten Teilnehmer (> 95%), die zu Beginn der Studie an Prädiabetes litten, bis zum Ende des primären Studienzeitraums eine Normoglykämie erreicht, im Vergleich zu 62% der Teilnehmer, die ein Placebo erhielten. Diese Verbesserungen könnten sich unter anderem in einem verringerten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, nichtalkoholische Fettlebererkrankungen und Typ-2-Diabetes niederschlagen. Zur Überprüfung dieser Hypothese sind weitere Studien erforderlich.
SURMOUNT-1: