In Zusammenarbeit mit N. Dimitriou
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische, demyelinisierende und neurodegenerative Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems mit einer Vielzahl von klinischen Phänotypen. Nach dem Klassifizierungsvorschlag von Lublin et al. sind die wichtigsten MS-Phänotypen die schubförmig-remittierende (RR) und die progrediente Erkrankung (PMS). Die schubförmig remittierende Multiple Sklerose (RRMS) ist durch einen klinischen Verlauf mit definierten rezidivierenden Schüben mit neuen oder verschlimmerten neurologischen Funktionsstörungen gekennzeichnet.
Das klinisch isolierte Syndrom (CIS) ist definiert als die erste Episode neurologischer Symptome, die durch eine Entzündung oder Demyelinisierung verursacht werden, und wird heute als Bestandteil des RR-Phänotyps betrachtet, sofern die Kriterien der zeitlichen Ausbreitung erfüllt sind. Das PMS lässt sich in zwei Subtypen unterteilen: primär progredientes (PPMS) und sekundär progredientes (SPMS). SPMS ist durch eine allmähliche Akkumulation von Behinderungen nach einem anfänglichen RR-Krankheitsverlauf gekennzeichnet, während PPMS durch eine schleichende Progression ohne Schübe gekennzeichnet ist. Trotz der phänotypischen Einteilung von MS-Patienten liefern aktuelle Daten Hinweise darauf, dass diffuse Neuroinflammation und Neurodegeneration bei allen MS-Formen koexistieren. Da die Übergangsphase von schubförmig remittierender MS (RRMS) zu sekundär progredienter MS (SPMS) nicht gut definiert ist, wurden bisher randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) speziell für die Übergangsphase nicht durchgeführt. Dieses Review fasst primäre und sekundäre Analysen und Berichte über Wirkstoffe aus prospektiven klinischen RCTs der Phase III zusammen, welche von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) für die Behandlung von MS zugelassen sind. Die besten Daten liegen für Interferon beta-1a (IFNb-1a) subkutan (s.c.), IFNb-1b s.c., Mitoxantron und Siponimod vor. Darüber hinaus gibt es eine Label-Diskrepanz für viele krankheitsmodifizierende Therapien (DMTs) zwischen der FDA und der EMA, die bei der therapeutischen Entscheidung berücksichtigt werden müssen.
Da die Kriterien für SPMS nicht standardisiert sind, ist es durchaus denkbar, dass die Übergangsphase der MS noch weniger gut definiert ist, sodass unklar ist, inwieweit hier auch andere Therapieoptionen sinnvoll erscheinen. Höchstwahrscheinlich handelt es sich in der Transitionsphase um Patienten mit reduzierten, aber anhaltenden Schüben, fokaler Entzündungsaktivität und schleichender Behinderungsakkumulation. Da Letzteres bei der neurologischen Standarduntersuchung nicht immer leicht zu erkennen ist, ist es ratsam, sich auf quantifizierbare funktionelle Scores wie EDSS, MSFC und seine Komposita 9-HPT, T25FW und SDMT zu verlassen, deren ständige Bestimmung im klinischen Alltag unrealistisch erscheint. Mehr Informationen